Powerfrauen beim Nobelpreis 2020

In Jurassic Park von 1993 wurde die DNA von Fröschen genutzt, um die unvollständige DNA von ausgestorbenen Dinosauriern zu komplettieren, aus welcher dann die bekannten Exponate des Parks entstanden. Doch sind normale Dinosaurier eigentlich langweilig, wenn man auch unsichtbare Exemplare erschaffen kann, was 2015 auch in der Fortsetzung Jurassic World (ungewollt) geschieht.

Wir sind von Dinosauriern jedoch noch genauso weit entfernt wie 1993. Dafür ist die gezielte Veränderung von Genmaterial durch den Austausch von Sequenzen dank eines wissenschaftlichen Durchbruchs einer Forschergruppe um Emmanuelle Charpentier und Jennifer A. Doudna bereits Realität. Sie zeigten als Erste, dass mithilfe der von ihnen entwickelten CRISPR/Cas9-Methode spezifische DNA-Ziele in vitro geschnitten, editiert und ausgetauscht werden können. Es folgten unzählige Auszeichnungen für das Forscherinnenduo, welches dieses Jahr den Nobelpreis für Chemie als erstes rein weibliches Team erhielt.

Die 1968 in Juvisy-sur-Orge, Frankreich geborene Emmanuelle Charpentier ist Mikrobiologin, Genetikerin und Biochemikerin und aktuell als Direktorin an der von ihr 2018 gegründeten Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene, sowie als Honorarprofessorin an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. Ihre wissenschaftliche Laufbahn führte sie nach ihrem Studium der Biologie, Mikrobiologie und Genetik und folgendem PH.D. in Mikrobiologie an der Universität Pierre und Marie Curie in Paris, Frankreich, über verschiedene Universitäten und Einrichtungen in den USA, Österreich, Schweden und Deutschland. 2015 folgte sie dem Ruf zur Direktorin der Abteilung Regulation in der Infektionsbiologie am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin.

Jennifer A. Doudna wurde 1964 in Washington, D.C. (USA) geboren und wuchs ohne viele Freunde in Hilo auf Hawaii auf, weshalb sie schon früh die Bücher ihres Vaters las und somit ihr Interesse an Chemie geweckt wurde. Die Biochemikerin und Molekularbiologin ist zurzeit an der University of California, Berkeley (USA) tätig. Ihren Doktortitel erlangte sie an der Harvard University und arbeitete sich später von einer Postdoktorandin an der University of California, zur Professur an der Yale University und Gastprofessorin in Harvard weiter voran.

Über die prestigereiche Auszeichnung im Bereich der Physik durfte sich Andrea Ghez zusammen mit ihren Kollegen R. Genzel und R. Penrose freuen. Die 55-jährige Professorin für Physik und Astronomie an der University of California in Los Angeles, Kalifornien (USA). Ihr Interesse für den Bereich der Astronomie wurde bereits früh geweckt. So war eines der für sie prägendsten Ereignisse die Mondlandungen des Apollo-Programms. Nach dem Abschluss ihres Studiums am Massachusetts Institute of Technology und ihrer Promotion am California Institute of Technology wurde sie 2000 Professorin für Astronomie an der UCLA.

Ihre Erkenntnisse über die Entstehung von Sternen erlangte Ghez durch die Zuhilfenahme neuer Techniken, wie der Infrarotastronomie, mit Hilfe derer sich eng umkreisende Doppelsternsysteme auflösen ließen. Unter Anwendung dieser Techniken forschte sie mehrere Jahre am Keck-Observatorium auf Hawaii. Dabei untersuchte sie die Bewegung der Sterne im Zentrum der Milchstraße (Sagittarius A*), wobei ihr der Nachweis eines supermassenreichen Schwarzen Lochs gelang.

Die wohl berühmteste Nobelpreisträgerin ist Marie Curie. Gleich zwei Mal wurde sie mit dem Preis ausgezeichnet, in den Kategorien Chemie und Physik.

Blickt man jedoch zurück in der Geschichte der Nobelpreisverleihungen fällt auf, dass das Verhältnis zwischen Männern und Frauen sehr ungleich erscheint. Seit Beginn der Nobelpreisverleihung im Jahr 1901 erhielten 23 Frauen einen Preis in den Kategorien Chemie, Physik und Medizin/Physiologie.

Das ist im Verhältnis relativ gering vergleichen mit den 591 Preisen, welche die Herren in der Zeit erhielten. Bei all diesen Vergleichen, seien sie nun nummerisch oder nicht, darf man zwei Dinge nicht vergessen: 

Zum einen wird der Preis für Leistungen vergeben. Trotz all der Freude über eine Annährung in der Geschlechtergleichheit, sollte den Gewinnerinnen also nicht nur für ihren Erfolg in Bezug auf die Emanzipation gratuliert werden. Die Frauen haben einen Beitrag zum Fortschritt der Forschung geleistet und sich aus diesem und keinem anderen Grund den Preis erarbeitet.

Zum anderen liegen die bei der Verleihung ausgezeichneten Leistungen immer schon Jahre zurück. Das dort entstehende Bild ist also immer ein Abbild der Vergangenheit.

Bis die Entwicklungen der letzten Jahre in Bezug auf den wachsenden Anteil von Forscherinnen in MINT-Disziplinen sich auch in Preisverleihungen wie dem Nobelpreis wiederspiegeln wird es also noch eine Weile dauern.

Tags:Erfolg, MINT-Frauen, Nobelpreis

Trackback von deiner Website.